ADFC-Fahrradklima-Test 2024 - Noch ein weiter Weg bis zum „Radlland Bayern“ - ADFC Bayern

Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Landesverband Bayern e. V.

Erforderlicher Überholabstand

Erforderlicher Überholabstand © ADFC Bayern

ADFC-Fahrradklima-Test 2024 - Noch ein weiter Weg bis zum „Radlland Bayern“

Die Ergebnisse des ADFC-Fahrradklima-Tests 2024 zeigen, dass Bayern noch weit entfernt von einem echten Fahrradland ist. Trotz leichter Verbesserungen bei Leihfahrrädern und Radabstellanlagen bleibt das Radklima im Freistaat weiterhin unbefriedigend.

Die fahrradfreundlichsten Städte Bayerns sind laut ADFC-Fahrradklima-Test 2024 im Vergleich zur Befragung von 2022 und 2020:

Über 500.000 Einwohner:innen (Gruppe 1)

Bestplatzierte bayerische Städte:

  • München Note 3,89, Platz 5 von 15 bundesweit, relativ konstant, 
    2022: 3,89, Platz 5 von 14 bundesweit; 2020: 3,84, Platz 4 von 14
  • Nürnberg Note 3,99, Platz 8 von 15 bundesweit, leicht verbessert, Aufholer, 
    2022: 4,16, Platz 10 von 14 bundesweit; 2020: 4,15, Platz 10 von 14
     

200.000 – 500.000 Einwohner:innen (Gruppe 2)

Bestplatzierte bayerische Stadt:

  • Augsburg Note 4,06, Platz 14 von 25 bundesweit, relativ konstant, 
    2022: 3,99, Platz 10 von 26 bundesweit; 2020: 3,97, Platz 11 von 26
     

100.000 – 200.000 Einwohner:innen (Gruppe 3)

Bestplatzierte bayerische Stadt und Platz 1 bundesweit:

  • Erlangen Note 3,13, Platz 1 von 42 bundesweit, relativ konstant, 
    2022: 3,24, Platz 1 von 40; 2020: 3,29, Platz 2 von 41


Weitere bayerische Städte in dieser Größenklasse:

  • Fürth Note 3,64, Platz 5 von 42 bundesweit, relativ konstant, 
    2022: 3,76, Platz 7 von 40; 2020: 3,76, Platz 9 von 41
  • Ingolstadt Note 3,70, Platz 7 von 42 bundesweit, leicht verbessert,  
    2022: 3,85, Platz 11 von 40; 2020: 3,59, Platz 5 von 41
  • Regensburg Note 3,99, Platz 20 von 42 bundesweit, relativ konstant, 
    2022: 3,92, Platz 13 von 40; 2020: 3,90, Platz 12 von 41
  • Würzburg Note 4,00, Platz 22 von 42 bundesweit, relativ konstant, 
    2022: 4,01, Platz 19 von 40; 2020: 4,07, Platz 20 von 41

50.000 – 100.000 Einwohner:innen (Gruppe 4)

Bestplatzierte bayerische Stadt:

  • Aschaffenburg Note 3,88, Platz 35 von 113 bundesweit, relativ konstant, 
    2022: 3,84, Platz 32 von 113; 2020: 3,81, Platz 32 von 110

Weitere bayerische Städte in der Auswertung:

  • Bayreuth (3,89), Neu-Ulm (3,94), Landshut (3,95), Bamberg (3,98), Schweinfurt (4,23), Kempten (4,30), Rosenheim (4,44), Passau (4,57). Alle Städte bleiben in ihrer Gesamtbewertung relativ konstant im Vergleich zu den Ergebnissen von 2022. Rosenheim hat sich in der Gesamtbewertung im Vergleich zu 2022 leicht verschlechtert.

20.000 – 50.000 Einwohner:innen (Gruppe 5) 

Bestplatzierte bayerische Stadt:

  • Sonthofen Note 3,17, Platz 10 von 429 bundesweit, leicht verbessert,
    2022: 3,39, Platz 22 von 447; 2020: 3,31, Platz 18 von 415

20.000 Einwohner:innen und weniger (Gruppe 6)

Bestplatzierte bayerische Gemeinde:

  • Neuried Note 3,04, Platz 12 von 423 bundesweit, stark verbessert,
     2022: 3,35, Platz 31 von 474; 2020: keine Wertung

Aus Bayern belegt Erlangen in der Größenklasse 100.000 bis 200.000 Einwohner:innen erneut den 1. Platz und gehört damit zu den fahrradfreundlichsten Städten und Gemeinden in Deutschland. Für die bundesweit beste Entwicklung in der Größenklasse über 500.000 Einwohner:innen erhält Nürnberg eine Platzierung als „Aufholer“.

Sicherheitsgefühl ist den Radfahrenden in Bayern besonders wichtig

Die Gesamtbewertung des ADFC-Fahrradklima-Test 2024 verbessert sich bundes- und bayernweit minimal und liegt bei 3,92 (2022: 4,0). Besonders wichtig ist den Radfahrenden im Freistaat das Sicherheitsgefühl, das auf niedrigem Niveau bleibt (4,3). Eva Mahling, Vorsitzende des ADFC Bayern, kommentiert: „Dass sich ein Großteil der Radlerinnen und Radler in Bayern nicht sicher fühlt, ist für die einen ein Ärgernis und für andere ein echtes Hemmnis, denn es schließt viele Menschen aus, die eigentlich Fahrradfahren können und wollen. Zu schmale und zugeparkte Radwege und zu enges Überholen durch Autofahrende sorgen für einen konstant hohen Stresspegel. Damit mehr Menschen aufs Rad steigen, braucht es endlich durchgängige Radwegenetze, die möglichst getrennt vom Autoverkehr verlaufen und allen ein sicheres und komfortables Radfahren ermöglichen.“ 

Miteinander im Verkehr: Überholabstand ist größtes Problem

Die diesjährige Zusatzbefragung zum Miteinander im Verkehr zeigt: Besonders negativ wird der zu geringe Abstand beim Überholen von Radfahrenden durch Autofahrer:innen gesehen. Rund acht von zehn befragten Radlerinnen und Radler aus Bayern (78 Prozent) kritisieren, dass sie häufig zu eng überholt werden und benoten dies mit 4,6. „Dass zu geringer Überholabstand nicht nur ein Gefühl ist, sondern belegbarer Alltag von Radfahrenden, zeigen die Messungen des ADFC mit dem OpenBikeSensor. Um Bewusstsein für dieses Problem zu schaffen, braucht es viel Aufklärungsarbeit. Denn oft ist nicht ausreichend bekannt, dass Autos und Lkw beim Überholvorgang innerorts mindestens 1,5 Meter und außerorts mindestens 2 Meter Seitenabstand zu Radfahrenden halten müssen. Oder es fehlt Fahrzeuglenker:innen das Gefühl, wie weit sie tatsächlich ausscheren müssen, um Radfahrende nicht zu gefährden.  Daher haben wir Materialien entwickelt, die allen Verkehrsteilnehmenden realistisch veranschaulichen, wie groß der Überholabstand sein muss“, erklärt Eva Mahling.    

Dass in Bayern insgesamt zu wenig für ein rücksichtsvolles Miteinander im Verkehr geworben wird, sagen 72 Prozent der Befragten und bewerten dies mit 4,3. Die Bemühungen um mehr Verkehrssicherheit und das Anpacken der Vision Zero, also keine Verkehrstoten und Schwerverletzten, werden mit 4,2 benotet. Das Miteinander mit anderen Verkehrsteilnehmenden wird von den Befragten häufig konfliktreich empfunden. Lediglich unter Radfahrenden wird das Miteinander mit der Note 3,1 als überwiegend zufriedenstellend gesehen.

Mehr Fahrradabstellanlagen, aber auch mehr Fahrraddiebstahl

Die Befragten aus Bayern nehmen in vielen Städten des Landes mehr Abstellanlagen für Fahrräder (3,8; 2022: 3,9, 2020: 4,0) und ein besseres Angebot an öffentlichen Mieträdern wahr (3,8; 2022: 4,0, 2020: 4,1). Gleichzeitig wird der Winterdienst auf Radwegen (4,0; 2022: 3,8; 2020: 3,8) und der Fahrraddiebstahl (3,9; 2022: 3,9, 2020: 3,7) schlechter bewertet. Eva Mahling: „Die Radfahrenden in Bayern honorieren Investitionen in den Radverkehr mit besseren Bewertungen beim Fahrradklima-Test. Bleibt es bei Ankündigungen ohne praktische Umsetzung, macht sich Enttäuschung breit, die sich negativ in den Ergebnissen der Kommunen niederschlägt. Wer das Radfahren sicher und attraktiv machen will, kommt um echte Verbesserungen für den Radverkehr nicht herum. Deshalb rufen wir alle Parteien auf, sich vor der Kommunalwahl 2026 für eine deutlich stärkere Förderung des Radverkehrs einzusetzen und auch die neuen Möglichkeiten der StVO zu nutzen.“

Schmale und zugeparkte Radwege werden am häufigsten kritisiert

Zu den bayernweit am schlechtesten bewerteten Aspekten gehört weiterhin die fehlende Kontrolle von falschparkenden Autos auf Radwegen. Die Befragten in Bayern benoten dies mit 4,7. Zu schmale Radwege und die Fahrradmitnahme in öffentlichen Verkehrsmitteln erhalten ebenfalls eine mangelhafte Bewertung (4,7). Bei der Radmitnahme bleibt Bayern weiterhin hinter den meisten Bundesländern zurück. Eva Mahling: „Wirkliche Verbesserungen durch das vor zwei Jahren beschlossene bayerische Radgesetz lassen sich noch nicht erkennen. Die Staatsregierung muss bei der Radinfrastruktur nachbessern und die Kombination aus ÖV und Rad deutlich attraktiver machen. Auch muss die gültige StVO erheblich stärker angewendet und Falschparker und Überholen mit zu geringem Abstand viel mehr kontrolliert werden.“

Zuspruch für Erreichbarkeit des Stadtzentrums und geöffnete Einbahnstraßen 

Vergleichsweise positiv bewerten die bayerischen Radfahrenden erneut die gute Erreichbarkeit des Stadtzentrums ihrer Kommune mit dem Fahrrad (Note 2,8). Auch die für den Radverkehr in Gegenrichtung geöffneten Einbahnstraßen erzielen in der diesjährigen Erhebung relativ gute Bewertungen (Note 3,0). Ebenso wird das Radfahren aller Altersgruppen von jung bis alt mit der Note 3,0 bewertet.

Zahlen und Fakten zum ADFC-Fahrradklima-Test

Der ADFC-Fahrradklima-Test ist die größte Umfrage zur Zufriedenheit der Radfahrenden weltweit. Er wird vom Fahrradclub ADFC alle zwei Jahre mit Unterstützung des Bundesverkehrsministeriums durchgeführt und fand 2024 zum elften Mal statt. Rund 213.000 Personen haben im Herbst letzten Jahres abgestimmt, davon sind 21 Prozent ADFC-Mitglieder. 31.994 Menschen aus Bayern haben an der Umfrage teilgenommen. 1.047 Orte kamen mit der notwendigen Mindeststimmenzahl in die Bewertung – davon liegen 161 Städte und Gemeinden in Bayern (2022: 164). Von September bis November 2024 konnten interessierte Bürgerinnen und Bürger auf https://fahrradklima-test.adfc.de an der Umfrage teilnehmen. Die Bewertungskategorien sind Sicherheit und Komfort beim Radfahren, Infrastruktur, Förderung des Radverkehrs, Verkehrsklima und die subjektive Zufriedenheit beim Radfahren. Der Test umfasst 27 Fragen mit gegensätzlichen Aussagen, die auf einer sechsstufigen Skala („Bewertungsnote“) bewertet werden. Die Städte werden in sechs Größenklassen eingeteilt, um faire Vergleiche zu ermöglichen. Zusätzlich gibt es in diesem Jahr einen Sonderpreis in der Kategorie „Miteinander im Verkehr“. Die Ergebnisse sind statistisch nicht repräsentativ, haben aber durch die breite Bürgerbeteiligung hohe Aussagekraft und können Kommunen helfen, das Angebot für Radfahrende gezielt zu verbessern.     

Hinweise für Redaktionen

Die detaillierten Ergebnisse des ADFC-Fahrradklima-Tests, das Städteranking und alle Städteprofile gibt es auf www.fkt.adfc.de. Postings aus ganz Deutschland finden Sie auf Social Media unter dem Hashtag #fkt24. Diese Pressemitteilung finden Sie in unserem Pressebereich

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