Radeln mit Abc-Schützen: Perspektivwechsel ist gefragt - ADFC Bayern
Schulweg allein meistern.

Schulweg allein meistern. © Barbara Baum

Radeln mit Abc-Schützen: Perspektivwechsel ist gefragt

Am 10. September fängt die Schule in Bayern wieder an. Für Eltern und Kinder heißt es dann wieder pünktlich losgehen, damit alle rechtzeitig in Job und Unterricht sind. Auch rund 100.000 Erstklässler kommen in Bayern pro Schuljahr hinzu.

Die Erstklässler, die dann häufig nach einer Eingewöhnungsphase gemeinsam mit Mama oder Papa den Schulweg per Rad antreten.

München, 26. August 2019 – Die Infrastruktur für Radfahrerinnen und Radfahrer in Bayern ist noch immer alles andere als kindergerecht. „Kinder sind immer noch Verkehrsteilnehmer zweiter Klasse, wenn man sich die Radwege in vielen Städten anschaut“, kommentiert Petra Husemann-Roew, Landesgeschäftsführerin des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) Bayern „Wir raten Eltern, noch in den Sommerferien gemeinsam mit den Kindern den Schulweg probehalber entlangzufahren, damit die Strecke sitzt, wenn es ernst wird.“ Der kürzeste Radweg zur Schule ist nicht zwingend der sicherste. Eltern sollten einen möglichst verkehrsarmen Schulweg mit wenigen Kreuzungen, Einfahrten und Überquerungen aussuchen und diesen mit ihren Kindern üben.

Viele Schulen haben mit Unterstützung des ADFC Schulwegepläne entwickelt – in denen die sichersten Wege eingezeichnet sind. Eltern können gezielt nachfragen, ob es Schulwegepläne gibt oder diese anregen.

Perspektivwechsel ist bei Eltern gefragt

Nur weil ein Kind Radfahren kann, heißt das nicht, dass es schon das Bewusstsein für die verschiedenen Verkehrssituationen hat. Was für Erwachsenen selbstverständlich ist, können Kinder bis zu einem bestimmten Lebensalter nicht leisten. Erst ab dem achten Lebensjahr sind sie in der Lage, Gefahren im Verkehr richtig einzuschätzen. Kinder neigen zum Tunnelblick, sie vergessen rechts und links zu schauen. Auch Geschwindigkeiten und Abstände können sie noch nicht richtig einschätzen. Erst ab neun Jahren sind junge Radlerinnen und Radler in der Lage, die Richtung eines Geräusches korrekt wahrzunehmen. Kinder unter zehn Jahren haben zudem eine deutlich längere Reaktionszeit – erst mit 15 Jahren ist diese gleich kurz wie bei einem Erwachsenen.

Fahrrad Know-how geduldig vermitteln

Kinder sind sicherer im Straßenverkehr unterwegs, wenn sie die Grundfunktionen ihres Fahrrads verstehen und sich mit dem Zubehör auskennen. „Nehmen Sie sich Zeit, Ihrem Kind die wichtigen Zusammenhänge zu erklären. Wenn Sie sich selbst nicht auskennen mit Fahrrädern, dann schauen Sie sich z.B. die Fahrradseite der Sendung mit der Maus an“ rät Husemann-Roew.

Die absoluten Basics für ein verkehrssicheres Fahrrad sind einwandfreie und leicht reagierende Bremsen, eine laute Klingel und ein passender Helm. Das Fahrrad des Kindes ist so eingestellt, dass es jederzeit bequem mit beiden Füßen auf den Boden kommt. Die Beleuchtung vorne und hinten funktioniert und ist idealerweise frei von Schmutz und Schlamm – Reflektoren an den Speichen sorgen dafür, dass die kleinen Radfahrer*innen auch von der Seite gesehen werden. Nicht vergessen, Eltern sind Vorbilder und sollten deshalb beim gemeinsamen Fahren einen Helm tragen.

Sichtbarkeit von Kindern erhöhen mit Reflektoren und LEDs

Gerade im Herbst passieren viele Unfälle mit Kindern, die sich jedoch mit der richtigen Ausstattung vermeiden lassen. Untersuchungen zeigen, bei dunkler Fahrradkleidung nehmen PKW-Fahrer Radfahrende frühestens aus einer Entfernung von 25 Metern wahr, bei heller Kleidung dagegen schon aus 40 Metern. Tragen Kinder zusätzlich reflektierende Sicherheitswesten oder Reflektoren an Helm und Kleidung, dann erhöht sich die Sichtbarkeit um ein Vielfaches. Erhöhte Sichtbarkeit bieten auch Fahrradwimpel, deren Stangen teilweise sogar mit LEDs ausgestattet sind und wie Star-Wars-Schwerter leuchten und blinken. So macht Sicherheit auch den Kindern Spaß!

Sondervorschriften für Rad fahrende Kinder

Bis zum achten Geburtstag müssen Kinder auf dem Gehweg fahren, seit 2016 dürfen sie auch baulich getrennte Radwege benutzen. Radfahrstreifen oder Schutzstreifen sind für die kleinen Radfahrerinnen und Radfahrer tabu. Kinder bis zum vollendeten zehnten Lebensjahr dürfen den Gehweg benutzen, können aber auch auf dem Radweg bzw. auf der Fahrbahn fahren. Auf Gehwegen dürfen Kinder bis 8 Jahre durch eine mindestens 16 Jahre alte Aufsichtsperson auf dem Fahrrad begleitet werden.

Routine gewinnen durch gemeinsames Radeln

Kinder haben von Haus aus noch ungebremste Freude an Bewegung und können sich mit dem Fahrrad ein erstes Stück Freiheit und Unabhängigkeit erradeIn. Damit diese Begeisterung erhalten bleibt, sind in erster Linie die Eltern gefordert, ihren Kindern verkehrsgerechtes Verhalten beizubringen. Dazu gehört zum Beispiel, dass Kinder auf dem Gehweg absteigen und ihr Rad schieben müssen, wenn sie an eine Einmündung kommen und die Straße überqueren wollen. „Um Routine im Straßenverkehr zu gewinnen, sollten Eltern regelmäßig mit ihren Kindern im Alltag mit dem Rad unterwegs sein und sie so Schritt für Schritt und altersgerecht an das Radfahren heranführen. Dann ist das Kind bei der Fahrradprüfung schon ein kleiner „Radprofi“, der dann auch ohne Elternbegleitung gut zurechtkommt“, erklärt Petra Husemann-Roew. Die Fahrradprüfung findet in der vierten Klasse statt. Manche Schulen raten davon ab, dass Schüler vor bestandener Fahrradprüfung mit dem Rad zur Schule kommen. Ist die Umgebung der Schule verkehrstechnisch gefährlich, sollte man diesen Rat ernstnehmen. Entsteht die gefährliche Schulumgebung durch Elterntaxis, sollten Eltern gemeinsam mit der Schule und/oder dem lokalen ADFC nach Alternativen suchen.


https://bayern.adfc.de/pressemitteilung/radeln-mit-abc-schuetzen-perspektivwechsel-ist-gefragt-1

Häufige Fragen von Alltagsfahrer*innen

  • Was macht der ADFC Bayern?

    Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club e.V. (ADFC) ist mit bundesweit mehr als 230.000 Mitgliedern, davon über 33.000 in Bayern, die größte Interessenvertretung der Radfahrerinnen und Radfahrer in Deutschland und weltweit. Politisch engagiert sich der ADFC auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene für die konsequente Förderung des Radverkehrs. Er berät in allen Fragen rund ums Fahrrad: Recht, Technik, Tourismus.

    In Bayern wird der ADFC durch den Landesverband vertreten, der bayernweit und mit vielen Partnern die Interessen der Radfahrer*innen in Politik und (Tourismus)Wirtschaft vertritt.

    Regional engagieren sich fast ausschließlich Ehrenamtliche in über 40 Kreisverbänden und einer stetig zunehmenden Anzahl von Ortsgruppen für bessere Verhältnisse im Radverkehr. Darüber hinaus ist der ADFC der größte Anbieter von geführten Radtouren in Deutschland. Nahezu überall finden sie statt, angeboten vom ADFC vor Ort. Die Bandbreite der geführten Touren ist enorm. Das ADFC-Radtouren- und Veranstaltungsportal macht sie alle sichtbar.

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  • Was bringt mir eine ADFC-Mitgliedschaft?

    Radfahren muss sicherer und komfortabler werden. Wir nehmen dafür – auch Dank Ihrer Mitgliedschaft – nicht nur Einfluß auf Bundestagsabgeordnete, sondern setzen uns auf Landes- und Kommunalebene für die Interessen von Radfahrern ein. Für Sie hat die ADFC Mitgliedskarte aber nicht nur den Vorteil, dass wir uns für einen sicheren und komfortablen Radverkehr einsetzen: Sie können egal, wo Sie mit Ihrem Fahrrad unterwegs sind, deutschlandweit auf die AFDC-Pannenhilfe zählen. Außerdem erhalten Sie mit unserem zweimonatlich erscheinenden ADFC-Magazin Information rund um alles, was Sie als Radfahrer politisch, technisch und im Alltag bewegt. Zählen können ADFC-Mitglieder außerdem auf besonders vorteilhafte Sonderkonditionen, die wir mit Mietrad- und Carsharing-Anbietern sowie Versicherern und Ökostrom-Anbietern ausgehandelt haben. Sie sind noch kein Mitglied? Hier gelangen Sie zum Anmeldeformular.

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  • Was muss ich beachten, um mein Fahrrad verkehrssicher zu machen?

    Wie ein Fahrrad verkehrstauglich auszustatten ist, legt die Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO) fest. Vorgesehen sind darin zwei voneinander unabhängige Bremsen, die einen sicheren Halt ermöglichen. Für Aufmerksamkeit sorgen Radler*innen mit einer helltönenden Klingel, während zwei rutschfeste und festverschraubte Pedale nicht nur für den richtigen Antrieb sorgen. Je zwei nach vorn und hinten wirkende, gelbe Rückstrahler an den Pedalen stellen nämlich darüber hinaus sicher, dass Sie auch bei eintretender Dämmerung gut gesehen werden können. Ein rotes Rücklicht erhöht zusätzlich die Sichtbarkeit nach hinten und ein weißer Frontscheinwerfer trägt dazu bei, dass Radfahrende die vor sich liegende Strecke gut erkennen. Reflektoren oder wahlweise Reflektorstreifen an den Speichen sind ebenfalls vorgeschrieben. Hinzu kommen ein weißer Reflektor vorne und ein roter Großrückstrahler hinten, die laut StVZO zwingend vorgeschrieben sind. Ausführlichere Informationen finden sich hier. 

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  • Worauf sollte ich als Radfahrer achten?

    Menschen, die Rad fahren oder zu Fuß gehen, gehören zu den ungeschützten Verkehrsteilnehmern. Sie haben keine Knautschzone – deshalb ist es umso wichtiger, sich umsichtig im Straßenverkehr zu verhalten. Dazu gehört es, selbstbewusst als Radfahrender im Straßenverkehr aufzutreten, aber gleichzeitig defensiv zu agieren, stets vorausschauend zu fahren und mit Fehlern von anderen Verkehrsteilnehmern zu rechnen.Passen Sie Ihre Fahrweise der entsprechenden Situation an und verhalten Sie sich vorhersehbar, in dem Sie beispielsweise Ihr Abbiegen durch Handzeichen ankündigen. Halten Sie Abstand von Lkw, Lieferwagen und Kommunalfahrzeugen. Aus bestimmten Winkeln können Fahrer nicht erkennen, ob sich seitlich neben dem Lkw Radfahrende befinden. Das kann bei Abbiegemanövern zu schrecklichen Unfällen führen. Beachten Sie immer die für alle Verkehrsteilnehmer gültigen Regeln – und seien Sie nicht als Geisterfahrer auf Straßen und Radwegen unterwegs.

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  • Was ist der Unterschied zwischen Pedelecs und E-Bikes?

    Das Angebot an Elektrofahrrädern teilt sich in unterschiedliche Kategorien auf: Es gibt Pedelecs, schnelle Pedelecs und E-Bikes. Pedelecs sind Fahrräder, die durch einen Elektromotor bis 25 km/h unterstützt werden, wenn der Fahrer in die Pedale tritt. Bei Geschwindigkeiten über 25 km/h regelt der Motor runter. Das schnelle Pedelec unterstützt Fahrende beim Treten bis zu einer Geschwindigkeit von 45 km/h. Damit gilt das S-Pedelec als Kleinkraftrad und für die Benutzung sind ein Versicherungskennzeichen, eine Betriebserlaubnis und eine Fahrerlaubnis der Klasse AM sowie das Tragen eines Helms vorgeschrieben. Ein E-Bike hingegen ist ein Elektro-Mofa, das Radfahrende bis 25 km/h unterstützt, auch wenn diese nicht in die Pedale treten. Für E-Bikes gibt es keine Helmpflicht, aber Versicherungskennzeichen, Betriebserlaubnis und mindestens ein Mofa-Führerschein sind notwendig. E-Bikes spielen am Markt keine große Rolle. Dennoch wird der Begriff E-Bike oft benutzt, obwohl eigentlich Pedelecs gemeint sind – rein rechtlich gibt es große Unterschiede zwischen Pedelecs und E-Bikes.

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  • Gibt es vom ADFC empfohlene Radtouren für meine Reiseplanung?

    Wir können die Frage eindeutig bejahen, wobei wir Ihnen die Auswahl dennoch nicht leicht machen: Der ADFC-Radurlaubsplaner „Deutschland per Rad entdecken“ stellt Ihnen mehr als 165 ausgewählte Radrouten in Deutschland vor. Zusätzlich vergibt der ADFC Sterne für Radrouten. Ähnlich wie bei Hotels sind bis zu fünf Sterne für eine ausgezeichnete Qualität möglich. Durch die Sterne erkennen Sie auf einen Blick mit welcher Güte Sie bei den ADFC-Qualitätsradrouten rechnen können.

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  • Wo bekomme ich Fahrradkarten für Bayern?

    Mit mehr als 2,8 Millionen verkauften Exemplaren gehören die ADFC Radtourenkarten weltweit zu den Bestellern unter den Fahrradkarten. Sie sind nicht nur aufgrund ihres Maßstabs (1:150.000) besonders praktisch für die Radreise. Darüber hinaus haben versierte ADFC-Scouts, die sich auf die Bedürfnisse von Radfahrern verstehen, die Strecken wortwörtlich er-fahren. Finden Sie eine Vielzahl unterschiedlicher Karten im Buchhandel oder in ADFC Infoläden, aber auch direkt beim Bielefelder Verlag BVA (Tel.: 0521 595540, E-Mail: bestellung@bva-bielefeld.de) und natürlich bequem unter www.fahrrad-buecher-karten.de

    Ein besonderes Angebot für familienfreundliches Radfahren in ganz Bayern entstand mit dem „Bayernnetz für Radler“. Seit 1997 wird das Kartenmaterial kontinuierlich weiterentwickelt und erschließt alle Landesteile Bayerns. Der interaktive Kartendienst kann über http://www.bay-rad.de/radler/index.htm genutzt werden. Ergänzt wird das Angebot durch den BayernAtlas, den Kartenservice des Bayerischen Landesamtes für Digitalisierung, Breitband und Vermessung.

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