Das 1-Euro-Radlticket kommt – mit vielen Einschränkungen
ADFC Bayern und Radentscheid Bayern fordern seit langem eine einfachere und kostengünstige Radmitnahme im bayerischen ÖPNV. Bayern belegt hier beim ADFC-Fahrradklima-Test seit Jahren den letzten Platz.
Die Bayerische Staatsregierung hat deshalb im April die Radmitnahme für einen Euro pro Fahrt angekündigt. Am 10. Dezember startet nun die erste Einführungsstufe dieses neuen Radl-Tickets.
Der ADFC ist froh, dass das Versprechen kurzfristig umgesetzt und nun ein erster Schritt gemacht wird, um die Radmitnahme zumindest zeitweise günstiger zu machen. Das eigentliche Ziel, die Radmitnahme zu vereinfachen und zuverlässiger zu ermöglichen, ist aber noch nicht erreicht, denn in der ersten Einführungsstufe gelten aufgrund mangelnder Platzkapazitäten noch viele Einschränkungen. So gilt das Ticket zum Beispiel nicht auf einigen besonders wichtigen Strecken, wie z.B. im München-Nürnberg-Express, und zudem den ganzen Sommer über nicht an Wochenenden und Feiertagen. Um das Fahrrad dann im Zug mitzunehmen, muss man weiterhin auf die bisherigen, deutlich teureren, Fahrradtageskarten zurückgreifen.
ADFC: Einschränkungen fürs Radlticket müssen aufgehoben werden
Bernadette Felsch, Vorsitzende des ADFC Bayern, erklärt: „Der Kauf des richtigen Fahrradtickets war bisher schon eine Wissenschaft für sich. Das 1-Euro-Ticket als zusätzliches Angebot wird das leider nicht einfacher machen. Wir sind aber froh, dass wir als ADFC in die Planungen des neuen Radltickets einbezogen wurden und den Verkehrsunternehmen klar machen konnten, in welche Richtung die Reise gehen muss und dass das neue Angebot nur ein erster Schritt sein kann. Allen ist klar, dass die anfangs noch nötigen Restriktionen baldmöglichst Schritt für Schritt aufgehoben werden müssen.“
Es braucht mehr Platz fürs Rad im Zug
Besonders die Kapazitäten für Fahrräder in den Zügen müssten deutlich erweitert werden. Aus Sicht des ADFC optimal sind dafür beispielsweise die neuen Doppelstockzüge, die DB Regio beim Franken-Thüringen-Express ab dem 10. Dezember einsetzt. Sie bieten viel Platz für Fahrräder, Kinderwagen, Rollstühle und Rollatoren. Weil es noch lange dauern wird, bis derartige Züge auf allen gut ausgelasteten Strecken in Bayern eingesetzt werden können und weil wegen des neuen Radltickets und Deutschland-Tickets mehr Kapazitäten benötigt werden, fordert der ADFC Bayern, bei Strecken mit hoher Nachfrage längere oder zusätzliche Züge mit speziellen Fahrradwagons einzusetzen.
Verlängerte Bahnsteige als Teil der Lösung
Außerhalb des Berufs- und Schülerverkehrs könnten nach Einschätzung des ADFC hierzu genügend Fahrzeuge und Trassen schon kurzfristig zur Verfügung stehen. Auch könnten Bahnsteige relativ schnell verlängert werden, wenn der Bund im Zuge der Entbürokratisierung zahlreiche stark zeitverzögernd wirkende Richtlinien außer Kraft setzen würde.
Bernadette Felsch: „Wenn ausreichend Kapazitäten vorhanden sind, gibt es kaum Konkurrenzen zwischen Fahrgästen mit und ohne Rad. Vermutlich wäre eine komplett kostenlose Radmitnahme zudem für alle einfacher und günstiger, wie man in unseren Nachbarbundesländern sieht: In Baden-Württemberg können Fahrräder im Regionalverkehr außerhalb des morgendlichen Berufsverkehrs auf fast allen Linien gratis mitgenommen werden. In Thüringen gilt die kostenlose Fahrradmitnahme sogar rund um die Uhr.