Warum sind unsere Kreuzungen gefährlich? - ADFC Bayern

Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Landesverband Bayern e. V.

Warum sind unsere Kreuzungen gefährlich?

Insgesamt ist die Zahl der Getöteten und Verletzten im Straßenverkehr in den letzten Jahren gesunken. Das liegt u.a. an immer besseren Sicherheitssystemen in Kraftfahrzeugen. Zudem werden die Fahrzeugmodelle immer größer und schwerer.

Radunterführung
Radunterführung © Bernadette Felsch I ADFC Bayern

Diese zusätzliche Technik und Knautschzone schützt die Fahrzeuginsassen. Die Kehrseite der Medaille: Für Radfahrende und Menschen, die zu Fuß unterwegs sind, sieht es genau andersrum aus. Die Unfallstatistik belegt, dass die Zahl der Radunfälle und der getöteten Radfahrenden in den letzten Jahren stark zugenommen hat und aktuell auf Rekordniveau stagniert: Jeder 7. Verkehrstote in Deutschland war mit dem Fahrrad unterwegs, in München sogar jeder 3. In 75 Prozent aller Unfälle saß der/die Unfallgegner*in am Steuer eines KFZ und trug zu 80 Prozent die Hauptschuld. Statistisch stirbt so täglich mindestens ein Radfahrer oder eine Radfahrerin auf Deutschlands Straßen. Allein in Bayern waren es in den letzten drei Jahren jeweils über 75 Personen, die beim Radfahren getötet wurden. Für den Fußverkehr sieht es sehr ähnlich aus.

Gefahren im Kreuzungsbereich: Rechtsabbiegen und Parken

Die meisten der schweren bis tödlichen Unfälle passieren im Kreuzungsbereich, z.B. die gefürchteten Rechtsabbiegeunfälle, bei denen Menschen unter die Räder von Bussen oder LKWs geraten, weil beide gleichzeitig grün bekommen, die LKW- oder Bus-Fahrer*innen aber nicht den gesamten Bereich neben ihrem Fahrzeug überblicken können. Problematisch ist auch das Parken im Kreuzungsbereich. Die Unfallforschung der Versicherer (UDV) hat erhoben, dass bereits jeder 5. Unfall mit Sichtbehinderungen durch geparkte Fahrzeuge zusammenhängt.

Alle Verkehrsteilnehmenden müssen sich sehen können

Fazit: Fast alle Kreuzungen könnten – und müssen unserer Meinung nach - deutlich sicherer geplant und gestaltet werden. Das Optimum wäre eine getrennte Infrastruktur, bei der der Radverkehr über oder unter der KFZ-Ebene geführt wird. Das wird aber aus Platzmangel meist nicht möglich sein und es wird immer auch gemeinsam genutzte Kreuzungen geben.

Grundvoraussetzung für eine sichere Kreuzung ist, dass sich alle Verkehrsteilnehmenden sehen können. Um gefährliches Parken zu verhindern, kann der Kreuzungsbereich zum Beispiel durch eine vorgezogene Bordsteinkante (Linse) und ggf. Poller freigehalten werden. Der so geschaffene Bereich bietet Platz für an den Ampeln wartenden Rad- und Fußverkehr. Außerdem reduziert eine solche Gehwegvorstreckung die Abbiegegeschwindigkeit der Kraftfahrzeuge und ermöglicht den Fahrenden am Steuer einen besseren Blick auf Radfahrende und Fußgänger*innen.

Vorgezogene Aufstellflächen an Ampeln haben denselben Effekt, zudem muss dann niemand in KFZ-Abgasen warten. Querungsinseln erhöhen die Sicherheit bei knappen Grünphasen. Im Idealfall bekommt der Rad- und Fußverkehr nicht gleichzeitig und zumindest etwas früher und länger grün als der KFZ-Verkehr. Aktuell ist es leider umgekehrt, weil die Verkehrsplaner weniger auf die Sicherheit, sondern mehr auf die „Leistungsfähigkeit“ des KFZ-Verkehrs achten.  


Quellen:
https://www.wissen.de/radfahren-gefahr-der-kreuzung
https://www.adfc.de/artikel/gefahrenstellen
https://volksentscheid-fahrrad.de/de/2016/04/05/gefaehrliche-kreuzungen-sicher-umgestalten-927/


https://bayern.adfc.de/neuigkeit/warum-sind-unsere-kreuzungen-gefaehrlich

Bleiben Sie in Kontakt