Mit dem Rad durch Herbst und Winter
Der Herbst ist da, die Tage werden kürzer und die Nächte kälter. Doch das ist noch lange kein Grund, das Fahrrad einzumotten. Gerade in Zeiten von Corona spricht Vieles fürs ganzjährige Radfahren.
Der ADFC Bayern gibt Tipps, wie Radler*innen gut durch die dunkle Jahreszeit kommen, was sie selbst am Fahrrad kontrollieren können und wo besser der Fachmensch zurate gezogen werden sollte.
Heruntergefallenes Laub macht Straßen und Radwege am Anfang der kalten Jahreszeit stellenweise rutschig und damit zur potenziellen Gefahr für Radfahrende. Über den ersten Schnee lässt sich meist ohne Probleme fahren. Auf nasser Fahrbahn oder gar bei überfrierender Nässe wird es jedoch schnell rutschig. Gleiches gilt im Laufe des Winters für festgefahrenen Schnee und Schneematsch. Mit der richtigen Vorbereitung und Fahrtechnik spricht jedoch nichts gegen das Fahrradfahren in den kalten Monaten.
Abstand halten, Tempo reduzieren, maßvolles Bremsen
In Herbst und Winter ist vorausschauendes Fahren gefragt: Abstand halten – wegen Ansteckungsgefahr mit Covid-19 derzeit ohnehin angezeigt – und Tempo reduzieren. Bei fester Schneedecke und Glätte tun Radler*innen gut daran, in Kurven weder zu treten noch zu bremsen. Stattdessen gilt: Vor der Kurve bremsen und in der Kurve rollen. Ist das Bremsmanöver unausweichlich, muss es früh und maßvoll geschehen. Vollbremsungen sollten wegen erheblicher Rutschgefahr ebenso vermieden werden wie zu eng genommene Kurven und abrupte Schlenker.
Pneus und Reifenprofil kontrollieren
Wer im Herbst mit abgefahrenerem Reifenprofil unterwegs ist, kann dies bei Nässe oder einsetzender Glätte schnell zu spüren bekommen. Spätestens jetzt ist es Zeit, die Pneus zu wechseln. Wer sich beim Radeln unsicher fühlt, kann etwas Luft aus den Reifen lassen. Der so verringerte Reifendruck schafft ein wenig mehr Auflagefläche, was die die Reibung erhöht und die Rutschgefahr verringert. Wichtig ist es, dabei nicht unter den Mindestdruck des Reifens zu gehen. Für eine bessere Balance können Radler*innen zudem den Sattel ein paar Zentimeter niedriger stellen. So sind beide Füße schneller am Boden, sollte es mal rutschig werden. Noch mehr Kontrolle bei Eis und Schnee bieten Reifen mit Spikes. Nachteil: Bei eisfreier Fahrbahn machen die Metallstifte, die sich seitlich im Mantel befinden, das Rad langsamer.
Sehen und gesehen werden – die richtige Beleuchtung
Radfahrer*innen müssen in der dunklen Jahreszeit gut sichtbar sein und selbst gut sehen. Deshalb sollten Vorder- und Rücklicht funktionstüchtig und Reflektoren vorn und hinten vorhanden sein. Die Pedale verfügen über nach vorn und hinten wirkende Reflektoren, die Reifen haben durchgehende Reflexstreifen oder jedes Laufrad alternativ zwei Speichenreflektoren. Weil es jetzt früher dunkel wird, rät der ADFC Bayern, das Fahrradlicht schon bei Dämmerung einzuschalten. Außerdem empfiehlt der Fahrrad-Club eine möglichst wartungsfreie Lichttechnik wie den Nabendynamo, ein LED-Rücklicht und LED-Frontscheinwerfer jeweils mit Standlicht. Nabendynamos haben den Vorteil, dass sie – anders als Seitenläufer-Dynamos – bei Nässe oder Schneematsch nicht durchrutschen und so auch im Winter jederzeit genügend Strom erzeugen. Vorsicht auch bei Batteriebeleuchtung: Akkus leisten bei Kälte oft deutlich weniger.
Helle Kleidung mit zusätzlichen Reflektoren
Besser gesehen wird auch, wer helle Kleidung und zusätzliche Reflektoren am Körper trägt. Zwiebel-Look, wasserfeste Schuhe und warme Socken helfen, den Körper bei Kälte und Fahrtwind warm zu halten. Das gilt insbesondere auch für Pedelec-Fahrer*innen. An die Hände gehören Fingerhandschuhe, am besten atmungsaktive und wasserdichte Radhandschuhe speziell für den Winter. Die Alltagsmaske kann jetzt nicht nur vor Infektionen schützen, sondern auch vor eisigem Fahrtwind. Wenn es im Januar richtig zapfig wird, sollten keine freien Hautstellen hervorblitzen.
Fahrradpflege: Kette reinigen, Bremsbeläge prüfen
Sobald auf der Fahrbahn Salz gestreut wird, besteht Rostgefahr. Deshalb: Salz regelmäßig vom Fahrradrahmen wischen und die Kette häufiger reinigen und mit speziellem Kettenöl für nasse Bedingungen einölen. Bremsbeläge, die auf den sommerlichen Touren abgenutzt wurden, sollten vor Wintereinbruch ersetzt werden. Fleißige können im Herbst auch vorsorglich alle Radlager und Gelenke großzügig mit Fahrradfett einschmieren.
Fachwerkstatt aufsuchen oder selber schrauben?
Wer sein Fahrrad fit für Herbst und Winter machen will, kann selbst Hand anlegen und z.B. Reifenprofil und -druck prüfen sowie Beleuchtung, Bremsen und Kette kontrollieren. In ADFC-Selbsthilfewerkstätten und Repair Cafés unterstützen ehrenamtliche Helfer motivierte Tüftler*innen bei kleineren Reparatur- und Wartungsarbeiten. Coronabedingt finden Treffen derzeit mit begrenzter Teilnehmerzahl und Voranmeldung statt. Selbsthilfewerkstätten gibt es z.B. beim ADFC Augsburg, beim ADFC München oder beim ADFC Regensburg. Repair Cafés finden sich in ganz Bayern.
Auf Nummer Sicher geht, wer sein Velo einer Fachwerkstatt anvertraut. Gerade größere Reparaturen sollten Unerfahrene Fachleuten überlassen. Auch hier gilt: Rechtzeitig einen Termin vereinbaren, denn die Werkstätten sind im Herbst und speziell während der Pandemie stark ausgelastet.